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KIRCHE CÖSITZ

2019

Farblichen Neugestaltung des Kircheninnenraumes sowie Neugestaltung der Decke mit modernen künstlerischen Mitteln


Ausgangssituation

Im Jahr 1522 wurde die Kirche zu Cösitz erbaut. Das Kirchenschiff stammt vermutlich aus dem 17. Jh. ebenso die Gruftanbauten an der Nordseite, welche 1685 vollendet wurden. Der gotische Flügelaltar wird auf die Zeit um 1480 datiert. Das Kirchengebäude besitzt einen dreiseitigen Chorabschluss mit gerader Putzdecke und einen im Jahr 1882 neu erbauten quadratischen Turm.


Der Innenraum, der 1815 noch eine getäfelte Decke hatte, über deren Aussehen es keine konkreten Angaben mehr gab, war stark instandsetzungsbedürftig. Loser und schadhafter Putz, Bauwerksrisse, Versalzungen und Durchfeuchtungen im Sockel- und Deckenbereich sowie Farbabplatzungen und Farbveränderungen an Decken und Wandflächen prägten das Gesamtbild. Die Farbfassung der Wand- und Deckenflächen stellten sich in einem nüchternen und gebrochenen Weiß dar, das durch die Verschmutzungen und Staubablagerungen gräulich wirkt, ohne Glanz war und insgesamt einen eher kalten Raumeindruck vermittelte. Die flache Decke wirkte als unstrukturierte Fläche niedrig und erdrückend.


Lediglich die Farbigkeit der Chorhauptfenster und der gotische Flügelaltar – beide ebenfalls restaurierungsbedürftig - vermochten die Tristesse und Kühle zu durchbrechen. Im Januar 2012 hat sich die engagierte Kirchengemeinde entschlossen diese Missstände zu beseitigen und über ein Gesamtkonzept u. a. die farbliche Neugestaltung des Kircheninnenraumes neu zu entwickeln und zu gestalten. 

Entwurf

Der Kirchenzugang von Westen her ermöglicht noch heute das innerliche und äußerliche Erleben der Wegstrecke, die der Gläubige zurücklegen muss, bis er sich mit Christus am Altar verbinden konnte. Das Durchschreiten der Kirche vom Eingang im Westen hin nach Osten zum Licht des Altars symbolisiert den Weg der Christen zu Gott.


Der Entwurf der Innenraumfassung folgt in der Gestaltungsidee diesem Denkbild und bezieht nunmehr die Kirchendecke mit seiner Neugestaltung bewusst mit in diesen Weg ein.  Zum einen wird der gewohnte horizontale Blick hin zum Altar Richtung Osten zum Licht, zugleich aber nunmehr auch nach oben zum Himmel und zu Gott geführt. Das Quadrat steht hierfür nicht nur als Synonym für Stabilität und nimmt bewusst auch maßlichen Bezug auf vorherrschende Geometrien des Bauwerks und des Altars. Durch die mosaikartige Vielfalt entsteht auch der durchaus gewollte Eindruck eines verschwommenen und die eigene Phantasie inspirierenden Bildes vom irdischen wie ewigen Leben.


Die Maßlichkeit der Geometrien nimmt Bezug auf überkommene kirchliche Zahlensymboliken. So zeigt sich die Deckengestaltung des Himmels auf einem Quadrat mit 12 x 12 cm Kantenlänge basierend und 17 Reihen die den Himmel bilden und den Besucher auf seinem Weg begleiten. Aufgebaut ist diese Gestaltungsidee auf folgender Zahlensymbolik:


3 – als göttliche Zahl (Dreifaltigkeit)

4 – als Symbol für das Universum und den Menschen

7 – als heilige Zahl (setzt sich zusammen aus 3 und 4)

Nach erfolgter Installation der neu gestalteten Decke konnte deren wohltuende Plastizität und spannende Raumwirkung direkt in die Weiterentwicklung des ursprünglich deutlich farbintensiveren Entwurfes zur farblichen Vollendung eingezogen werden. Die Entscheidung hin zu einer weitestgehend monochromen Ausführung der Decke erfolgte im Ergebnis des Entwurfsprozesses der immer in Betrachtung der räumlichen Gesamtkomposition erfolgte. Die Plastizität der Decke besitzt ausreichend Kraft, sodass es keiner intensiveren farblichen Verstärkung mehr bedurfte Die räumliche Gerichtetheit der Deckengestaltung auf die Chorfenster und den Flügelaltar unterstreicht wohltuend die raumprägende Längsachsialität. Die Zurückhaltung in der Farbigkeit bringt nunmehr die Chorfenster im Zusammenspiel mit dem Flügelaltar einmal mehr zur gewünschten Geltung.


Die Farbe  - Gold – vollendet in Komposition mit dem warmen Grauton allein das Gesamtbild und wirkt hierbei als Bindeglied zu den Fenstern und dem Altar sowie liturgisch als Farbe mit seiner selbsterstrahlenden Leuchtkraft für das himmlische Reich. Die Blattvergoldungen bieten je nach Tageszeit, Lichtverhältnissen oder Standort des Betrachters immer wieder neue und faszinierende Raumeindrücke. Die Wandflächen erhielten dazu korrespondierend - mit einem warmen Grau sowie die Emporen und die Orgel ebenso mit warmen Grautönen  – ebenfalls eine abgestimmte und schlichte monochrome Farbigkeit, die der Farbigkeit der Chorhauptfenster, des Altars, der neuen Chorfenster und der Decke zu mehr Leuchtkraft verhelfen und so ein neues und einzigartiges Raumerlebnis im gewohnten Bild des historischen Kontext schaffen. 

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